Oktober

Harz, Sachsen-Anhalt 

 

Der Oktober ist die Zeit des Vollherbstes. Wie alles in der Natur nach Reife und Ausgeglichenheit drängt, so zeigt auch die Witterung einen überwiegend ruhigen Verlauf. Zumindest gilt dies für das binnendeutsche Flachland, wo die Tage mit
„Starkwind“ ihre jahreszeitlich geringste Häufigkeit haben. Dagegen gehören in den Berglagen wie an den Küsten die Herbststürme zum normalen Erscheinungsbild des Monats und haben ihre größte Häufigkeit um den 10. und 29. Oktober.

 

Meist bringt der Oktober noch einen oder mehrere Wärmerückfälle, wo bei ungehinderter Sonneneinstrahlung Temperaturen um 20 °C registriert werden, ganz vereinzelt noch 25 °C überschreiten. In Freiburg wurden am 3. Oktober 1985 sogar 30,2 °C gemessen.

 

Die Nächte werden aber schon empfindlich kühl. In 3 bis 5 Nächten unterschreitet die Temperatur die Frostgrenze;
der erste Frost ist in den Niederungen normalerweise in der zweiten Oktoberhälfte zu erwarten. Meist handelt es sich dabei um leichte „Strahlungsfröste“ in klaren Nächten, die sich auf Täler und Mulden beschränken, während Hänge
und Höhen frostfrei bleiben.

 

Oktoberhimmel voll Sterne hat warme Öfen gerne.“


Um 5 °C niedriger gegenüber dem Vormonat, beträgt das normale Oktobermittel der Lufttemperatur für Deutschland 9,0 °C, gemittelt für 8 deutsche Großstädte, wobei Köln mit 10,4 °C, die meiste, München mit 7,4 °C im Mittel die geringste Oktoberwärme aufweisen. Die rasche Wärmeabnahme kennzeichnet den Temperaturverlauf im Oktober; so liegt das normale Tagesmittel für Berlin am 1. noch bei 12° C, am 31. Oktober schon bei 6 °C.


Die Niederschläge sind normal auf 14 Tage verteilt und summieren sich auf 54 mm im Durchschnitt der acht Städte, wobei in der Regel Hamburg mit 62 mm den ergiebigsten, Berlin mit 44 mm den geringsten Oktoberniederschlag liefern. Es sind Niederschlagsmengen, die  jahreszeitlich abnehmend, nur noch etwa 70 % des Juli-Niederschlages betragen.



In extrem trockenen Oktobern bleiben die Niederschlagsmengen unter 10 mm, einige Male
(1908, 1920, 1943 und 1951) gab es regional überhaupt keinen Oktober - Niederschlag. Ganz selten werden Monats-Niederschlagsmengen von 150 mm überschritten. So hatten München 1880 mit 162 mm und Berlin 1870 mit 134 mm die
ergiebigsten Oktober-Niederschläge im Zeitraum 1851–1950.

Vorzeitig stellt sich ab und zu bereits der erste Schneefall ein, daher die berechtigte Kalendermahnung:

 

Zu Ursula (21.) bringts Kraut herein, sonst schneit Simon (28.) noch darein.“

 

Allgemein fällt jedoch der erste Schnee erst Mitte November im Flachland.

Für die süddeutschen Flüsse, in Sonderheit für die Donau, bringt der Oktober die durchschnittlich niedrigsten Wasserstände im Jahresablauf (während der April in Verbindung mit der Schneeschmelze in den Bergen in der Regel die höchsten Wasserstände aufweist). Nach einer sommerlichen Pause gewinnt nun auch wieder der „Föhn“ für das Alpenvorland an Bedeutung, was in der zunehmenden Häufigkeit von Süd und Südostwetterlagen zum Ausdruck kommt.



Die Sonne strebt nun im immer kleiner werdenden Tagbogen aus dem Tierkreiszeichen Waage dem des Skorpions zu. Und immer schräger fallen die Strahlen der Mittagssonne, gegenüber dem Juni-Höchststand um etwa 30° niedriger,
beleuchten die herbstlich gefärbte Natur in Feld und Wald und vermitteln den Eindruck vom „goldenen Oktober“.

110 Stunden beträgt die durchschnittliche Sonnenscheindauer im Deutschland-Mittel, wobei das Bergland mehr Sonnenschein aufzuweisen hat als die Niederungen.



Zu den sonnenscheinreichsten Städten Deutschlands im Oktober gehören Augsburg, Freiburg, Heilbronn und München mit rund 130 Sonnenstunden im vieljährigen Durchschnitt, wie überhaupt auf die Vorzüge des Nordalpen-Klimas hinsichtlich Besonnung in den Monaten Oktober und November hinzuweisen ist.

Ein sonniger Oktober ist aber nicht unbedingt mit Oktoberwärme gekoppelt. So registrierte hier als Beispiel Berlin im zu kalten Oktober 1951 215 Sonnenstunden, im erheblich zu warmen Oktober 1966 aber nur 86 Sonnenstunden. Den Höchstwert an Sonnenschein im Oktober registrierte die Zugspitze 1965 mit 270 Stunden, den geringsten Oktober-Sonnenschein verzeichnete Trier 1960 mit nur 40 Sonnenstunden, und der Feldberg im Schwarzwald 1974 mit nur 7 Sonnenstunden.

 

Alleweil bildet in den großen Wein-Jahrgängen ein sonniger Oktober-Weinmonat den krönenden Abschluss. Und weil Oktober-Sonnenschein die Weingüte noch um einige Öchsle-Grade zu erhöhen vermag (gute Weine haben Werte von
75–90° Öchsle), heißt es treffend im Lostags-Spruch für den 14. Oktober:

 

Sankt Burkhard Sonnenschein schüttet Zucker in den Wein.“

 

Analog zur zunehmenden relativen Luftfeuchtigkeit von im Durchschnitt 82 % nimmt die Neigung zu Nebel nun rapid zu, variiert jedoch nach Geländeart und Höhe, wobei die Flusstäler am stärksten, die Berglagen am wenigsten nebelanfällig sind. Hamburg, Berlin und München haben gewöhnlich je 7 Tage, Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf im Allgäu je 4 Tage, die Donauniederung von Ulm über Regensburg bis Passau schon 10 Tage mit Oktobernebel.

 

Nebel und zunehmende Bewölkung, die im Mittel 65 % der sichtbaren Himmelsfläche beträgt, tragen dazu bei, dass auch schon etwa 7 Tage ohne Sonnenschein bleiben.

 

1018 hPa NN ist für München, 1016 hPa NN für Berlin der normale Oktober-Luftdruck, woraus sich ein leichtes Luftdruck-Gefälle von Süd nach Nord ergiebt, das weiter nordwärts zunimmt. Der Raum Oslo weist nur einen mittleren Oktober-Luftdruckwert von 1012 hPa NN auf und gibt somit den atlantischen Tiefdruckwirbeln den Weg eher frei als das zentraleuropäische Festland. Entsprechend sind die Windbewegungen im Norden Deutschlands ausgeprägter als im Süden; so beträgt im vieljährigen Durchschnitt der Anteil an „Windstille“ im Oktober für München 25 %, für Frankfurt 13 %, für Berlin 9 % und für Hamburg nur 3 %.

 

Im zeitlichen Ablauf des Oktobers zeigen sich folgende Witterungstendenzen: Das erste Monatsdrittel bringt meist wechselhafte, zu Regen und frischen Winden neigende Witterung. Dagegen steht die zweite Oktoberdekade oft im Zeichen einer herbstlichen Schönwetterperiode mit sonnigen Tagen und kühlen Nächten.

 

Am Sankt-Gallus-Tag (16.) den Nachsommer man erwarten mag.

 

Sehr unbeständig, häufig mit einem ersten vorwinterlichen Kälteeinbruch, zeigt sich dann
wieder die Witterung im letzten Oktoberdrittel, ohne jedoch anhaltende Kälte zu bringen.

Lostagsspruch für den 28. Oktober:

 

Simon und Juda, die zwei, führen oft Schnee herbei„


Dass dem Oktober die Schlüsselrolle hinsichtlich des zu erwartenden Winters, insbesondere für den Januar zugeschrieben wird, bezeugen einige Bauernregeln.



Warmer Gilbhart bringt fürwahr uns einen kalten Januar“

 

Wenn’s im Oktober friert und schneit, so bringt der Jänner milde Zeit“

 

Oktober rau, Januar flau“

 

Eine Überprüfung dieser Regeln ergab für Mitteleuropa, dass den 32 sehr warmen (mindestens 1,5 °C zu warmen) Oktobern im Zeitraum 1771–1970 18-mal, also mit 60% Wahrscheinlichkeit, ein zu kalter Januar folgte. Die 27 sehr kühlen (mindestens 1,5 °C zu kalten) Oktober hatten 15-mal zu milde Januare im Gefolge, was einer Eintreffwahrscheinlichkeit von nur 56 % entspricht.

 

Von den an die Jahreszeit gebundenen Vorgängen in der Natur, wie sie der phänologische Kalender mit Daten belegt, sei hier der für mittlere Höhenlagen normale Phasenbeginn genannt: die Laubverfärbung von Rosskastanie und Rotbuche am 9., Winterweizenaussaat am 10., Laubverfärbung von Birke und Eiche am 11., von der Esche am 14.

 

Ab Oktobermitte setzt der Blattfall ein in der Reihenfolge Frühzwetschge, Birne, Apfel, Rosskastanie, Rotbuche, Birke.
Dem Saatenaufgang von Roggen am 13. folgt der des Winterweizens am 26. Oktober. Auf das gleiche Datum im vieljährigen Mittel fällt der Beginn der Weinlese.

Die Zeit des Vollherbstes anhand der mittleren Daten für die Winterweizen-Aussaat.
Isophanen für mittlere Höhenlagen